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ZurückIm Rahmen des Aktionsplans zur Kreislaufwirtschaft plant die EU-Kommission unter anderem nicht nur, elektronische Geräte wie Mobiltelefone und Tablets nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Textilien. Anlässlich dieser beiden Initiativen führt die Kommission zwei Konsultationen durch, an denen sich auch die Arbeiterkammer beteiligt.
Bereits im März 2020 hat die EU-Kommission ihren neuen Aktionsplan Kreislaufwirtschaft vorgestellt mit dem Ziel, das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung zu entkoppeln. Dass die Mitteilung einen ihrer Schwerpunkte auf die nachhaltige Produktpolitik legt, ist aus Sicht der Arbeiterkammer durchaus zu begrüßen. Allerdings reicht es nicht, hier nur punktuell Maßnahmen zu setzen.
Zentral für eine nachhaltige Produktpolitik sind vor allem entsprechende Verpflichtungen für HerstellerInnen und HändlerInnen, erste Schritte in Richtung eines langlebigen Produktangebots zu setzen. Dazu gehören unter anderem eine Ausweitung der Gewährleistungsfrist, eine verpflichtende HerstellerInnengarantie sowie ein Produktpass, der KonsumentInnen transparent und leicht verständlich über Haltbarkeit und Reparierbarkeit des jeweiligen Produktes informiert. Darüber hinaus braucht es bessere Rahmenbedingungen für Reparaturen, mehr Standardisierung und Normung sowie die Möglichkeit, Produkte durch das Austauschen einzelner Komponenten auf den technisch neuesten Stand zu bringen. Die Marktüberwachung muss massiv verstärkt sowie Werbung und Marketing stärker nach ökologischen und sozial verträglichen Aspekten ausgerichtet werden. Außerdem sollten alternative und innovative Geschäftsmodelle wie etwa das Leasing bestimmter Produkte gefördert werden.
Negativbeispiel Textilindustrie
Ein besonders anschauliches Beispiel für den rücksichtslosen Umgang mit ökologischen Ressourcen und menschlicher Arbeitskraft ist die Textilindustrie. Während die Qualität der produzierten Produkte oft ebenso gering ist wie ihr Preis, werden gleichzeitig immer mehr Kleidungsstücke angeboten und verkauft. Das führt dazu, dass viele KonsumentInnen Kleidungsstücke besitzen, die sie nur selten beziehungsweise nie tragen oder die bereits nach kurzer Zeit kaputtgehen. Die von der EU-Kommission geplante Strategie für nachhaltige Textilien ist daher längst überfällig. Um einen entsprechenden Wandel einzuläuten, braucht es dementsprechend unbedingt regulatorische Maßnahmen. Dies ist vor allem notwendig, wenn auch bei den billigen MassenanbieterInnen ein Umdenken erreicht werden soll. Kleidungsstücke, die in der EU verkauft werden, sollten bestimmten ökologischen und sozialen Mindestkriterien entsprechen, umweltfreundlich produziert werden, recyclebar sein und möglichst wenige Chemikalien enthalten.
Wiederverwertung von Mobiltelefonen und Tablets
Hinsichtlich einer nachhaltigen Gestaltung von Mobiltelefonen und Tablets muss vor allem gewährleistet sein, dass die Geräte problemlos und kostengünstig repariert beziehungsweise auf den neuesten technischen Stand gebracht werden können. Außerdem müssen Unternehmen verpflichtet werden, Softwareupdates für einen festgelegten und angemessenen Zeitraum anzubieten, um zu verhindern, dass KonsumentInnen ständig neue Geräte erwerben. Wichtige Module wie etwa Ersatzteile und Ladekabel sollten darüber hinaus universell genutzt werden können und nicht von den jeweiligen AnbieterInnen abhängig sein.
Rückgabesysteme und KonsumentInneninformation
Unter bestimmten Umständen könnten auch Rückgabesysteme sinnvoll sein, die eine zweckmäßige Nachnutzung oder Wiederaufbereitung von Kleidung und technischen Geräten ermöglichen. Solche Systeme ermöglichen KonsumentInnen beispielsweise bereits heute eine nachhaltige Entsorgung von leeren Batterien oder Druckerpatronen. Dabei sollte allerdings bedacht werden, dass solche Systeme von Unternehmen auch als Instrument missbraucht werden könnten, um sich selbst als besonders umweltfreundlich zu inszenieren oder KonsumentInnen zum Kauf wiederum neuer Waren zu animieren. Zu guter Letzt ist es notwendig, die KonsumentInnen umfassend über solche Themen zu informieren. Das gilt sowohl für die ökologische (Nach-)Nutzung von Mobiltelefonen und Tabletts sowie deren adäquate Entsorgung, als auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen von extrem billig produzierten Kleidungsstücken und ständig wechselnden Sortiments.
Weiterführende Informationen:
AK EUROPA: Kreislaufwirtschaft – Neuer Aktionsplan unter die Lupe genommen
Arbeiterkammer Wien: Mobiltelefone werden häufiger ersetzt als T-Shirts
Europäische Kommission: Konsultation zu einer EU-Strategie für nachhaltige Textilien
Europäische Kommission: Konsultation zu einer nachhaltigen Gestaltung von Mobiltelefonen und Tablets