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ZurückDie UN-Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (SDGs) wurden im Herbst 2015 als „transformative Vision von beispielloser Reichweite und Bedeutung“ präsentiert. Die Zwischenbilanz fällt bisher jedoch ernüchternd aus. Wenn die anvisierten Ziele bis zum Jahr 2030 erreichten werden sollen, muss der Weg aus der Coronakrise ganz im Zeichen einer nachhaltigen Entwicklung von Wohlstand und Wohlergehen stehen.
Die insgesamt 17 Ziele wurden von den Vereinten Nationen (UN) im Rahmen ihrer Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung definiert – darunter finden sich etwa die Abschaffung von Armut und Hunger, die Gleichstellung der Geschlechter, Klimaschutz sowie gute Arbeitsbedingungen und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.
Eine gute gesellschaftliche Entwicklung wird nach wie vor zu oft auf das Wachstum des Bruttoinlandprodukts reduziert, während soziale, ökologische und andere wirtschaftliche Aspekte ausgeklammert werden. Um die nachhaltige Entwicklung von Wohlstand und Wohlergehen zu fördern, müssen die UN-Nachhaltigkeitsziele aus Sicht der Arbeiterkammer deshalb stärker in den politischen Fokus der EU gerückt werden.
Durchwachsene Zwischenbilanz
Hinsichtlich des Erreichens der Ziele zieht das Global Policy Forum fünf Jahre nach Veröffentlichung der Nachhaltigkeitsziele jedoch eine äußerst durchwachsene Zwischenbilanz. So steigt die Zahl der weltweit hungerleidenden Menschen seit einigen Jahren wieder an und inwiefern die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen in den letzten Jahren wirklich gesunken ist, ist höchst umstritten. Umweltzerstörung und Erderwärmung schreiten weiter voran und Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit sind nach wie vor präsent. Durch die anhaltende Coronakrise werden viele dieser Probleme noch verstärkt. „Ohne eine kohärentere und effektivere Politik und das große Engagement zivilgesellschaftlicher und kommunaler Akteure werden die Ziele in den kommenden Jahren nicht erreicht“, so das Resümee.
Die Coronakrise als Herausforderung…
Bereits vor Ausbruch der Coronakrise fiel der erste umfassendere Zwischenbericht der UN nicht gerade positiv aus. Momentan scheint es am Willen, einen grundlegenden Kurswechsel einzuläuten, ebenso zu mangeln, wie an einem entsprechenden Steuerungsmechanismus auf globaler Ebene. Und auch wenn die Fortschritte beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele auf nationaler Ebene auf den ersten Blick vielversprechender wirken, erweisen sich die Maßnahmen bei genauerer Prüfung meist als rein kosmetischer Natur. Substanzielle Verbesserungen bleiben hingegen weitestgehend aus. Das Entwicklungsprogramm der UN rechnet außerdem damit, dass selbst die wenigen bisher erzielten Fortschritte durch die Coronakrise wieder zunichte gemacht werden könnten.
…aber auch als Chance
Während die anhaltende Coronakrise in einigen Bereichen zu herben Rückschlägen führt, könnte sie in gewisser Weise aber durchaus auch eine Chance darstellen. Eine Chance, nach Ende der Krise einen nachhaltigeren Weg einzuschlagen – hin zu einer Gesellschaft, in der die nachhaltige Entwicklung von Wohlstand und Wohlergehen im Zentrum stehen.
Das gilt vor allem für die EU. In den letzten Monaten wurde deutlich, dass tiefgreifende Kurswechsel durchaus möglich sind, wenn der politische Wille vorhanden ist. In dieser Hinsicht sind der Grüne Deal und der Wiederaufbauplan „Next Generation EU“ durchaus zu begrüßen. Soll der Kurswechsel klappen, gilt es für die EU jedoch vor allem den Reformprozess der wirtschaftspolitischen Steuerung auf Schiene zu bringen. So braucht es unter anderem eine goldene Investitionsregel und es muss sichergestellt werden, dass der Schuldenabbau nicht zu Lasten von anderen wichtigen Zielen – etwa Vollbeschäftigung oder Klimaschutz – geht.
Weiterführende Informationen:
AK EUROPA: Bericht über nachhaltige Entwicklung in der EU veröffentlicht
AK EUROPA Policy Brief: Economic Governance: Focus on Sustainable Development of Well-Being (nur Englisch)
A&W Blog: Agenda 2030 – UN-Entwicklungsziele SDGs mit Rückstand nach dem ersten Drittel