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Die Europäische Kommission stellte vergangene Woche den sogenannten „Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft“ (DESI) vor. Österreich belegt dabei erneut Platz 10. Kommissar Anisp fordert weitere Investitionen, um die Kluft zwischen den Spitzenreitern der Digitalisierung und jenen mit weniger Fortschritt nicht noch größer werden zu lassen. Auch im internationalen Vergleich bleibt im EU-Mittel noch Luft nach oben.

 

Der DESI gehört zur Digitalen Binnenmarktstrategie der Kommission. Ziel ist es durch die Stärkung des digitalen Binnenmarktes weiteres Wachstumspotential freisetzten. Der Index misst daher den Fortschritt der Mitgliedsstaaten bei der Digitalisierung anhand von fünf unterschiedlich gewichteten Komponenten: Konnektivität (25%), Humankapital (25%), Internetnutzung (15%), Integration der Digitaltechnik (20%) und Digitale öffentliche Dienste (15%).[1]

 

Während Dänemark, Finnland, Schweden und die Niederlande, die vier Spitzenreiter der Digitalisierung, mit der internationalen Konkurrenz mithalten können, gilt das nicht für den EU-Durchschnitt und schon gar nicht für jene Mitgliedsstaaten, die am unteren Ende des Rankings stehen (Italien, Griechenland, Bulgarien und Rumänien). Insgesamt lasse sich nur ein langsamer, wenn auch stetiger Fortschritt in der EU ausmachen, so Kommissar Ansip.

 

Österreich im oberen Mittelfeld

Zwar belegt Österreich im gewichteten Gesamtranking Platz 10, betrachtet man jedoch die fünf unterschiedlichen Komponenten des Index im Einzelnen, so zeigt sich ein etwas differenzierteres Bild. In Bezug auf die Komponente Konnektivität und damit die Internetanbindung über Breitband ist Österreich im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz zurückgefallen und liegt EU-weit nur noch auf Platz 15. Zudem schneidet Österreich bei der Internetznutzung mit Platz 20 weiterhin schlecht ab. Gemessen wurde, welche Aktivitäten von VerbraucherInnen im Internet vorgenommen werden: Etwa der Online-Konsum von Nachrichten, Musik und Filmen, sozialen Netzwerken sowie Online-Banking und Shopping. Im Bereich Integration der Digitaltechnik durch Unternehmen rutscht Österreich um gleich vier Plätze zurück auf Platz 14. Positive Entwicklungen gibt es bei den Komponenten Humankapital und Digitale öffentliche Dienste. Mit Platz 7 bzw. 5 befindet sich Österreich über dem EU-Durchschnitt.

 

 

Digital-divide in Österreich

Was der Index jedoch nicht zeigt, ist wie sich die Nutzung sowie digitale Kompetenzen innerhalb der Gesellschaft verteilen. So liegt beispielsweise der Frauenanteil in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in Österreich weiterhin zwischen 10% und 12% (2011 bis 2013). Auch hier bedarf es dringend einer stärkeren strukturellen Verbesserung für Frauen, die über die punktuelle Einbindung in einzelnen Unternehmen hinausgeht. Diese muss auch bei der Ausbildung von digitalen Kompetenzen ansetzen. Doch nicht nur Frauen profitieren bisher zu wenig vom digitalen Wandel. Es lässt sich ebenfalls ein digital-divide zwischen unterschiedlichen Bildungseinrichtungen feststellen: Österreichische Berufsschulen sind häufig schlechter ausgestattet und greifen weniger auf E-Learning zurück als andere Schulformen, wie die IKT-Infrastrukturerhebung 2016 des Bildungsministeriums zeigt. Damit besteht die Gefahr, dass diese Jugendliche auch später vom sich weiter digitalisierenden Arbeitsmarkt abgehängt werden. Die AK Jugendstudie legt zudem nahe, dass sich die Internetnutzung von Jugendlichen stark nach Bildungsabschluss unterscheidet. So nutzen jene mit einem höheren Bildungsabschuss das Internet nicht nur zum passiven Freizeitkonsum, sondern auch zum Lernen und zur Informationsbeschaffung.

 

 

Weiterführende Informationen:

Detailliertes Länderprofil des DESI für Österreich (EN)

Visualisierung der Komponenten und des DESI nach Ländern, Indikatoren und über Zeit (EN)

Internetauftritt der Kommission zum Digitalen Binnenmarkt (EN)

Pressemitteilung der Kommission zum DESI

Positionspapier der AK zum Digitalen Binnenmarkt

Visionspapier der AK: Wie gestalten wir den digitalen Wandel gerecht?

AK Jugendstudie Kurzfassung

[1] Die Komponenten setzen sich aus 31 Indikatoren zusammen und können, wie der Gesamtindex, Werte zwischen 0 und 1 annehmen, wobei 1 dem höchsten Grad an Digitalisierung entspricht. Die Internetseite der Kommission bietet die Möglichkeit die öffentlich zugänglichen DESI-Daten grafisch darzustellen, die Komponenten unterschiedlich zu gewichten sowie die Indikatoren nach unterschiedlichen sozioökonomischen Merkmalen aufzuschlüsseln.