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ZurückIn Anbetracht des digitalen und ökologischen Wandels der Wirtschaft stellt Bildungspolitik ein zentrales Element dar, um den gesellschaftlichen Wandel sozial gerecht gestalten zu können. Die Bildungspolitik steht in diesem Sinne auch im Fokus der slowenischen Ratspräsidentschaft sowie der Europäischen Kommission. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Bildung im Erwachsenenalter sowie auf die Perspektive des lebensbegleitenden Lernens gelegt.
Im Rahmen der digitalen und ökologischen Transformation wird sich die Arbeitswelt umfassend ändern. Bildungspolitik stellt daher ein zentrales Element dar, um diese Transformation im Sinne eines Gerechten Übergangs („Just Transition“) sozial gerecht und inklusiv zu gestalten. Insofern sollte es Arbeitnehmer:innen ermöglicht werden, sich durch Weiter- und Ausbildungen an die gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen, um Arbeitsplatzverlusten und sozialer Exklusion entgegenzuwirken. Es ist außerdem von besonderer Bedeutung, vulnerablen und sozioökonomisch benachteiligten Personengruppen den Zugang zu Bildungsprogrammen zu ermöglichen beziehungsweise zu erleichtern.
Großes Potenzial im Bereich der Bildung im Erwachsenenalter
Mit der Europäischen Säule sozialer Rechte hat sich die EU zu dem Ziel eines sozialen, gerechten und inklusiven Europas bekannt. Einer ihrer 20 Grundsätze bezieht sich auf die allgemeine und berufliche Bildung sowie das lebensbegleitende Lernen. Im Rahmen des Aktionsplans zur europäischen Säule sozialer Rechte wurde das ehrgeizige Ziel festgelegt, dass bis 2030 jährlich mindestens 60 % aller Erwachsenen an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen sollen. Bis 2016 befanden sich jedoch lediglich 37 % der Erwachsenen und 18 % der gering qualifizierten Personen in solchen Weiterbildungsprogrammen. Der große Bedarf an bildungspolitischen Maßnahmen wird auch im Hinblick darauf deutlich, dass es laut dem Europäischen Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) in den EU-Staaten sowie Island, Norwegen und dem Vereinigten Königriech 128 Millionen Erwachsene mit Bedarf für Weiterbildung und Umschulung gibt.
Bildungspolitik im Fokus der slowenischen Ratspräsidentschaft
Bildungspolitik stellt eine der Prioritäten der aktuellen slowenischen Ratspräsidentschaft dar. In diesem Rahmen wird derzeit an einer neuen Bildungsagenda – der sogenannten „New European Agenda for Adult Learning 2030“ (NEALL 2030) – gearbeitet, zu welcher am 29. November 2021 von den Bildungsminister:innen der EU-Mitgliedstaaten eine Entschließung verabschiedet werden soll. Im Mittelpunkt dieser Agenda soll die Bildung im Erwachsenenalter sowie die Perspektive des lebensbegleitenden Lernens stehen, wobei auf die Inklusion von benachteiligten Personengruppen besonderer Wert gelegt werden soll. Die Agenda verfolgt hierbei einen horizontalen Ansatz, bei welchem der grüne und digitale Wandel der Gesellschaft sowie dessen Auswirkungen auf die Arbeitswelt Berücksichtigung finden soll.
Die Pläne der Europäischen Kommission
Im Jahr 2020 stellte die Europäische Kommission die Europäische Kompetenzagenda vor, welche zwölf komplementäre Maßnahmen im Bereich der Bildungspolitik umfasst. Vorschläge für die letzten beiden Maßnahmen sind derzeit in Arbeit und werden am 8. Dezember von der Kommission präsentiert: Erstens soll ein europäischer Ansatz für Microcredentials – also in Kursen erworbene und zertifizierte Qualifikationen – vorgestellt werden. Ziel der Kommission ist es hierbei, gemeinsame Standards für die Definition von Microcredentials zu schaffen. Eine zweite Initiative betrifft sogenannte individuelle Lernkonten. Hierbei handelt es sich um individuelle Konten für Bildungsansprüche, welche für Bildungsleistungen, Beratungsangebote und Validierungsdienste ausgegeben werden können.
Aus- und Weiterbildung muss sich für Arbeitnehmer:innen lohnen
Um den grünen und digitalen Wandel für alle Personen inklusiv zu gestalten, sind Aus- und Weiterbildungen im Erwachsenenalter unerlässlich. Es geht hierbei nicht nur darum, die Bereitschaft der Arbeitnehmer:innen zu erhöhen, solche Programme in Anspruch zu nehmen. Zentral ist es außerdem die Bereitschaft der Arbeitgeber:innen zu erhöhen, in die berufliche Weiterbildung zu investieren und diese für alle Personen leicht zugänglich zu gestalten. Nicht zuletzt sollten auch Arbeitgeber:innen sicherstellen, dass sich Weiterbildungen für die Arbeitnehmer:innen durch bessere Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten auch lohnen.
Weiterführende Informationen:
AK EUROPA Policy Brief: Aktionsplan zur Säule sozialer Rechte und EU Sozialgipfel: Notwendige soziale Neuausrichtung der EU
AK EUROPA: Rückblick auf den EU-Sozialgipfel in Porto
Europäische Kommission: Aktionsplan zur europäischen Säule sozialer Rechte
Europäische Kommission: Europäische Kompetenzagenda - Beschäftigung, Soziales und Integration