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Es darf als kleines Wunder bezeichnet und als großer Erfolg gefeiert werden, dass die EU-Kommission in einem der derzeit wichtigsten Strategiepapiere, dem Weißbuch Pensionen, den von der Arbeiterkammer Wien entwickelten „Abhängigkeitsquotenrechner“ als unabdingbares Instrument in der Debatte um die Finanzierbarkeit der Pensionssysteme ansieht. Die öffentliche Diskussion rund um die Veröffentlichung des Weißbuchs drehte sich jedoch Großteils um die Erhöhung des gesetzlichen Pensionsalters, obwohl dies nicht explizit von der EU-Kommission gefordert wird.
Weißbuch Pensionen: Arbeitsmarkt spielt zentrale Rolle in der Debatte um die Zukunft der Pensionen

Das Weißbuch Pensionen gilt als eines der zentralen Strategiepapiere der EU-Kommission. Es spricht die Angemessenheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Pensionssystemen an und wirft Probleme und Lösungsvorschläge auf, die sich unter anderem aus dem demografischen Wandel ergeben. Wichtig, aber in der öffentlichen Aufmerksamkeit leider nicht reißerisch genug, um es in die Schlagzeilen der Medien zu schaffen, ist die Erwähnung im Weißbuch Pensionen, welch gewichtige Rolle der Arbeitsmarkt für die zukünftige Finanzierbarkeit der Pensionen spielt. In die gleiche Kerbe schlägt der von der Arbeiterkammer Wien entwickelte Abhängigkeitsquotenrechner (AQR), mit dem dargestellt werden kann, dass bei verbesserter Arbeitsmarktintegration der Menschen im Erwerbsalter so manch drastischer Einschnitt, wie die oft geforderte Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters, nicht notwendig ist. Dass der AQR auch im Weißbuch explizit genannt wird und damit die Arbeiterkammer in einem der wichtigsten Strategiepapiere prominent vertreten ist, darf als echte Sensation gewertet werden.

Verknüpfung des gesetzlichen Pensionsalters an Lebenserwartung

Will man den Demografen Glauben schenken, so werden wir alle länger leben- bis zum Jahr 2060 sogar um fünf bis sieben Jahre. Dies führt, so die EU-Kommission, dazu, dass immer weniger junge Menschen und immer mehr alte BürgerInnen in Europa leben werden. Fraglich ist, welche Auswirkungen dies auf die Finanzierbarkeit der Pensionssysteme hat. In einer ersten Reaktion könnte man zum Schluss kommen, dass eine längere Lebenserwartung auch zwangsweise mit einer Erhöhung des Pensionsantrittsalters einhergehen muss. Und genau so sehen es bereits viele Mitgliedstaaten, die das gesetzliche Pensionsalter an die steigende Lebenserwartung koppeln. Leider vergisst man dabei sehr leicht, dass die Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters noch nichts darüber aussagt, ob die Menschen auch in Beschäftigung sind. Doch genau darum sollte es gehen, wenn wir uns Gedanken um die Zukunft der Pensionssysteme machen.

Chancen für den Verbleib am Arbeitsmarkt müssen verbessert werden

Das Weißbuch stellt jedoch auch fest, dass der Erfolg von Reformen, die auf die Erhöhung des Pensionsalters abzielen (darunter das Auslaufenlassen von Optionen für den vorzeitigen Ruhestand), bessere Chancen für ältere Frauen und Männer für den Verbleib am Arbeitsmarkt voraussetzen. Dazu zählen die Anpassung von Arbeitsplätzen und Arbeitsorganisation, die Förderung des lebenslangen Lernens, kostenwirksame Strategien zur Vereinbarkeit von Berufs-, Privat- und Familienleben, Maßnahmen zur Förderung des gesunden Alterns sowie zur Bekämpfung von geschlechterspezifischen Ungleichheiten und Altersdiskriminierung. Dies darf bei der Pensionsdebatte nie aus den Augen gelassen werden und wird sicher bei der weiteren Diskussion auf Ebene der Mitgliedstaaten mitberücksichtigt werden müssen.

Weiterführende Information:

Weißbuch Pensionen der EU-Kommission

Abhängigkeitsquoten im demographischen Wandel: Arbeitsmarkt hat zentrale Bedeutung