Nachrichten

Zurück
Diese Woche luden AK EUROPA, das ÖGB Europabüro, und der Europäische VerbraucherInnenverband BEUC zu einer Veranstaltung in Brüssel, bei der es um Kraftstoff- und Abgastests für Pkw ging.

Nach dem so genannten „VW-Skandal“ befindet sich nun die Diskussion rund um den Kraftstoffverbrauch und den Emissionsausstoß von Pkw auf dem Höhepunkt. Im Zentrum steht dabei die Kluft zwischen den Angaben der HerstellerInnen und dem realen Verbrauch/Ausstoß ihrer Produkte sowie die Debatte darüber wie man weiter verfahren solle. Deshalb kamen am Dienstag eine Reihe von ExpertInnen und InteressensvertreterInnen zusammen, um das Thema in Brüssel zu diskutieren.

Frederic Simon (EurActiv) moderierte und übergab gleich zu Anfang an Karin Kadenbach (MEP, S&D, ENVI), die in ihrer Rede einen Einstieg in das Thema bot, in dem sie auf die massiven Auswirkungen der hohen Emissionswerte auf Mensch und Umwelt einging.

Günther Lichtblau (Umweltbundesamt) stellte als Autor die neue Studie im Auftrag der AK Wien vor, die die „Pkw-Emissionen zwischen Norm- und Realverbrauch“ behandelt. Dafür hatten die VerfasserInnen (für die Jahre 2000-2013) 30 Fahrzeugmodelle betrachtet, die in Österreich am häufigsten zugelassen wurden. Die Ergebnisse sind alarmierend, denn die Kluft zwischen HerstellerInnenangaben und dem Realwert stieg zwischen den Jahren 2000 und 2013 von 7% auf 27% immer weiter an.

Unabhängige, effektive Tests und Transparenz müssen her und zwar schnell

Hier waren sich alle TeilnehmerInnen auf dem Podium einig. Die Tests zur Typengenehmigung müssen von unabhängigen Institutionen durchgeführt und diese dementsprechend nicht von den HerstellerInnen beauftragt und bezahlt werden. Wichtig ist außerdem, dass auch nach der Zulassung der Vehikel unabhängig kontrolliert werden muss. Weiter ist das System des Testens undurchsichtig, weshalb mehr Transparenz gefordert wurde. Dass keinE VertreterIn der Automobilindustrie im Plenum Platz nahm, um sich den Fragen und Bedürfnissen seiner/ihrer KundInnen und deren VertreterInnen zu stellen, muss hier angemerkt werden.

Nun liegt die Hoffnung in den neuen Straßentests, die ab dem Jahr 2017 bzw. 2019 eingeführt werden sollen. Karin Kadenbach betonte, wie wichtig die realen Werte seien, um überhaupt in die Zukunft planen und an der Problematik weiter arbeiten zu können. Über die neuen Grenzwerte, die bis dahin gelten werden (die AK berichtete bereits darüber) sei man nicht glücklich, denn sie weichen die bisherigen Grenzen auf. Aber es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung hin zur Einführung von RDE-Tests.

Es ist keine Frage der technischen Möglichkeit, es ist eine Frage des Geldes

Sylvia Leodolter (AK Wien) betonte, dass die Einhaltung der Verbrauchs- und Emissionsgrenzen technisch machbar ist, nur wollten die Hersteller Geld sparen. Die AutoherstellerInnen würden betonen, dass die Grenzwerte zu hoch und unerreichbar seien, doch in den USA würden sie eingehalten, bemerkte Greg Archer von der NGO Transport & Environment. Es sei schließlich keine „Raketenwissenschaft“, sauberere Autos herzustellen.

Weiter wurde auf Alternativen eingegangen. Sich ein kleineres Auto zu kaufen oder generell stattdessen den öffentlichen Verkehr zu nutzen ist selbstverständlich auch ein Beitrag, den die KonsumentInnen leisten können und sollen. Jedoch muss es für sie möglich sein, den HerstellerInnen vertrauen zu können, also die richtige Information zu erhalten. Eine Hinwendung zu Alternativen ist somit keine Option, wenn die Produzenten die Rechte der KonsumentInnen nicht achten. Nicht zu vergessen sei außerdem, dass die KonsumentInnen für diesen Betrug, bereits massiv bezahlt haben: mit ihren privaten Finanzen und dem Steuergeld, sowie mit ihrer Gesundheit.

Kein Industrie-Bashing: KonsumentInnen sind auch ArbeitnehmerInnen

Vor allem Karin Kadenbach und Sylvia Leodolter unterstrichen, dass es nicht darum gehe, einzelne HerstellerInnen oder gar eine ganze Industrie an den Pranger zu stellen. Es ginge viel mehr darum, Klarheit zu schaffen, um konstruktiv Pläne für die Zukunft zu schmieden und Lösungen finden zu können.

Denn was es außerdem zu bedenken gilt, ist, dass sehr viele der KonsumentInnen gleichzeitig ArbeitnehmerInnen sind, nicht wenige davon in der Automobilindustrie. So ist jedoch die Antwort der HerstellerInnen des Öfteren, dass es durch das Einhalten der Grenzwerte zu Verlusten von Arbeitsplätzen kommen könnte. Monique Goyens (BEUC) bezeichnete das in ihrem Abschlusskommentar als surreales Argument. Auch der Vertrauensverlust der KonsumentInnen sei schädlich, denn er wirke sich schließlich ebenfalls negativ auf den Markt aus.

Damit unsere KonsumentInnen bzw. wir alle wieder Vertrauen finden können, gilt es ihre/unsere Rechte zu wahren: den Zugang zu den richtigen Informationen und die Einhaltung von Gesetzen zu gewährleisten, die unser aller Gesundheit und Existenz schützen. Veranstaltungen wie diese der AK, wie auch die von ihr in Auftrag gegebene Studie sind Anstöße in die richtige Richtung, denn sie bringen Klarheit in dieses noch intransparente Feld.

Weiterführende Informationen:

Bilder der Veranstaltung

AK EUROPA: Welche Abgastest folgen nach dem VW-Skandal?

AK: Pkw-Verbrauchswerte: Konsumentenrecht auf faire Information muss sein

AK: Wirtschaft und Umwelt. Pkw-Neuwagen: Die getäuschte Öffentlichkeit